Freiwillige Feuerwehr Leonberg
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Chronik Teil 3: 1979 bis 2004

Die Jahre 1979 bis 2004 waren und sind geprägt von einer zunehmenden Dynamisierung der Ereignisse und einem ständigen Wandel der Gegebenheiten. Auf politischer und gesamtgesellschaftlicher Bühne dominieren diesen Zeitabschnitt Schlagworte wie Zusammenbruch des Ostblocks, Wiedervereinigung Deutschlands, Entstehung der Europäischen Union, Einführung des Euros, Globalisierung, Klimaveränderung und Erderwärmung die Überschriften in den Medien. Wendet man den Blick von der globalen Perspektive auf das konkrete Beispiel Höfingen, stellt man fest, dass sich auch Höfingen in den letzten 25 Jahren enorm verändert und gewandelt hat. Durch die Entstehung neuer Wohngebiete wie Telemannstraße, Südlich der Ditzinger Straße, Schillerstraße oder Beisheim stieg die Bevölkerungszahl von 5.300 im Jahre 1979 auf 6.700 im Jahre 2004. Neu entstand in dieser Zeit auch das Gewerbegebiet Pfad mit 80 ansässigen Firmen. Natürlich machte dieser Wandel auch nicht Halt vor der Feuerwehr Höfingen. Die an die Wehr gestellten Anforderungen sind in den letzten Jahren erneut gestiegen. Neben den Brandeinsätzen nahmen technische Hilfeleistungen bei Verkehrsunfällen, Überflutungen sowie Sturm- und sonstige Unwettereinsätze zu. Stark an Bedeutung gewonnen hat die Bekämpfung von Gefahrgutunfällen durch die Feuerwehr. Die Feuerwehr von heute lässt sich nicht mehr als reine Brandwehr definieren. Dieses sehr breit gewordene Spektrum an Aufgaben lässt leicht erkennen, dass zum einen die Ausbildung der Einsatzkräfte, zum anderen aber auch die technische Ausstattung an Fahrzeugen und Geräten zur Bewältigung dieser Einsatzszenarien umfangreicher und vielfältiger geworden ist. Diese Qualitätsstandards zum Wohle der Allgemeinheit bei immer weiter abnehmenden finanziellen Mitteln halten zu können, wird eine große Herausforderung für die Feuerwehr werden und wird unter anderem erfordern, dass neue bis dahin unbekannte Wege eingeschlagen werden.

In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass alle Angehörigen der Freiwilligen Feuerwehr ihren Dienst bei Einsätzen, Übungen und Weiterbildungen ehrenamtlich verrichten. Gerade bei Einsätzen im Tagesfall reicht es nicht aus, dass ein Feuerwehrangehöriger bereit ist, ehrenamtlich zu helfen. Weiter bedarf es einem verständnisvollen Arbeitgeber, der seinen Angestellten von seinem Arbeitsplatz freistellt, wenn der Funkwecker „piepst“. An dieser Stelle bedankt sich die Gesamtfeuerwehr Leonberg mit allen Abteilungen bei allen Arbeitgebern, die ihre Mitarbeiter freistellen. In Höfingen und Leonberg ist diese Bereitschaft bei den Firmen vorhanden. Richtet man den Blick auf andere Städte und Gemeinden ist dies bedauerlicherweise nicht immer der Fall.

Um allen Einsatzszenarien gewachsen zu sein, ist eine gute und reibungslose Zusammenarbeit verschiedener Feuerwehren unerlässlich. Für die Höfinger Wehr als ein Teil der Gesamtfeuerwehr Leonberg ist dies eine Selbstverständlichkeit und geschätzte Normalität. Im Ernstfall wird die Abteilung Höfingen durch Spezialfahrzeuge aus Leonberg unterstützt. Die Unterstützung erfolgt aber auch anders herum, wie viele Einsätze aus der Vergangenheit gezeigt haben. Im Ernstfall verfügt die Gesamtfeuerwehr Leonberg mit den Abteilungen Leonberg, Gebersheim, Höfingen und Warmbronn innerhalb kürzester Zeit über circa 150 Einsatzkräfte. Aber auch über die Gemeindegrenzen hinaus ist eine gute Zusammenarbeit mit den anderen Feuerwehren gewährleistet.

Die Schlagkraft der Feuerwehr steht und fällt mit dem Ausbildungsstand der Mannschaft. Was nützt die beste technische Ausstattung, wenn die Mannschaft fehlt, diese im Einsatzfalle richtig und schnell einzusetzen. Die Feuerwehr Höfingen setzt sich mit Nachdruck dafür ein, ihren hohen Ausbildungsstand zu halten und weiter zu perfektionieren. Im Rahmen seiner Ausbildung muss ein Feuerwehrangehöriger mehrere Lehrgänge besuchen, die ihm die Feuerwehrtechnik und Einsatztaktik vermitteln. Hierzu gehören Erste-Hilfe-Kurs, Grundausbildung, Truppmannausbildung und der Atemschutzlehrgang. Freiwillige Höherqualifizierungen wie Truppführerlehrgang, Funk- oder Maschinistenausbildung stehen dem Feuerwehrangehörigen offen. Zu diesen Lehrgängen kommen die regelmäßigen Monatsübungen, was leicht erkennen lässt, dass die Angehörigen einer Feuerwehr bereit sind, einige Stunden ihrer Freizeit für das Wohl der Allgemeinheit zu opfern. In einer Zeit die geprägt wird durch die so genannte Fun- oder Freizeitgesellschaft keine Selbstverständlichkeit. Allerdings lässt ein Blick in die Geschichte der Feuerwehr Höfingen erkennen, dass dieser zeitliche Einsatz keine Last darstellen muss, sondern ganz im Gegenteil als Spaß und Hobby angesehen wird. Wie ist es sonst anders zu erklären, dass bei vielen „Feuerwehrfamilien“ verschiedene Generationen gleichzeitig oder nacheinander mit großem Einsatz Dienst bei der Feuerwehr tun. In Höfingen sind die Familiennamen Bäuerle, Brenner, Keller, Koch, Kocher, Kucher, Mörk, Schmiech, Stammel und Wagner untrennbar mit der Feuerwehr verbunden. Sollte der Chronist an dieser Stelle Namen vergessen haben, möge ihm verziehen werden. Extra erwähnt werden sollten in diesem Zusammenhang unser ehemaliger Kommandant Waldemar Bäuerle und seine 4 Söhne, die alle 5 Dienst bei der Feuerwehr Höfingen ableisteten.

Neben Einsätzen, Übungen und Weiterbildungen bewältigt die Feuerwehr Jahr für Jahr weitere Aufgaben wie: vorbeugender Brandschutz, Brandschutzerziehung für Kinder und Jugendliche, Besuch von Kindergartengruppen und Schulklassen in der Feuerwache, um die Einsatzfahrzeuge zu erklären sowie Interessantes aus dem Alltag der Feuerwehr näher zu bringen. Da sich die Feuerwehr auch als eine gesellschaftliche Institution und somit Teil der Gemeinde versteht, zeigt sie ihre Fähigkeiten bei Schauübungen, wirkt bei Festumzügen mit und veranstaltet jährlich das bereits legendär gewordene Hydrantenfest an der Höfinger Feuerwache. Drei Tage Festbetrieb lassen genug Zeit um Wissenswertes über die Feuerwehr zu erfahren oder aber sich mit netten Bekannten in geselliger Runde bei einem „Schwätzle“ auszutauschen.

Viele Dinge über die sich eine Feuerwehr definieren lässt, können nicht in das Korsett einer Zeittafel gepackt werden, da diese in unterschiedlicher Intensität und Ausprägung immer wieder oder fortwährend Gültigkeit besitzen und so das Wesen der Feuerwehr nachhaltig prägen und beeinflussen. Dennoch gibt es in den letzten 25 Jahren Ereignisse, die es wert sind, Erwähnung im Rahmen dieser Chronik anlässlich des 150 jährigen Bestehens der Feuerwehr Höfingen zu finden.

Den Anfang dieses zeitlichen Abrisses bildet dabei das Jahr 1979, das für die Abteilung Höfingen durch das 125 jährige Jubiläum geprägt war, welches zusammen mit den Höfinger Bürgern und Gästen aus nah und fern drei Tage lang gebührend gefeiert wurde. Höhepunkt war dabei ein in der Strohgäuhalle veranstalteter Bunter Abend. Als Künstler konnten das Volksmusikduo Marianne und Michael sowie das Kurt-Rau-Septett für einen Auftritt gewonnen werden. Im Jahre des 125 jährigen Jubiläums durften sich die Feuerwehrmänner unter dem Kommando von Siegfried Brenner über eine neue Feuerwache in der Pforzheimer Straße freuen, nachdem das alte Spritzenmagazin in der Ditzinger Straße zu klein wurde und auch in sonstiger Hinsicht den Ansprüchen einer modernen Feuerwehr nicht mehr gerecht wurde.

Darüber hinaus erhielt die Feuerwehr Höfingen zwei neue Einsatzfahrzeuge, ein Tanklöschfahrzeug und einen Mannschaftstransportwagen. Neben der Abteilung Höfingen erhielten die Abteilungen Gebersheim und Warmbronn ebenfalls diese beiden Fahrzeuge. Die Kombination aus Tanklöschfahrzeug und Mannschaftstransportwagen wurde landesweit als „Leonberger Modell“ bekannt und übernommen. Der große Vorteil besteht darin, dass das Tanklöschfahrzeug mit drei Feuerwehrangehörigen auch im Tagesfall schnell besetzt ist und dadurch ein schnelles Ausrücken ermöglicht werden kann. Das mitgeführte Wasser reicht aus, um Kleinbrände erfolgreich bekämpfen zu können. Helfer, die die Feuerwache später erreichen, können dann mit dem Mannschaftstransportwagen zur Einsatzstelle nachrücken.

Im November 1979 wich die Abteilung Höfingen von ihrem gesetzlichen Auftrag Sachgüter zu schützen ab und führte die Abbrucharbeiten am alten Höfinger Bahnhof in Eigeninitiative durch. Die Bahnhofsbaracke wurde an nur einem Tag dem Erdboden gleich gemacht und anschließend entsorgt. Dies geschah nachdem Fahrkartenautomaten in Betrieb genommen wurden und somit das Bahnhofsgebäude seine ursprüngliche Funktion verlor.

Zum ersten Mal veranstaltete die Feuerwehr Höfingen 1980 das über die Grenzen von Höfingen hinaus bekannte Hydrantenfest. Das Fest wurde ein voller Erfolg, was zur Folge hatte, dass dieses Fest im Jahre 2003 bereits zum 24. Mal gefeiert wurde.

Das Jahr 1981 begann für die Feuerwehr mit einem Großbrand in der Sonnenstraße am 5. Februar. Dort geriet eine Scheune und darin gelagertes Isoliermaterial in Brand. Gefahr für die Einsatzkräfte ging vor allem von ebenfalls sich im Gebäude befindlichen Gasflaschen aus. Eine explodierende Gasflasche brachte darüber hinaus den gesamten Dachbereich zum Einsturz. Durch einen massiven Wassereinsatz konnte das angrenzende Wohnhaus gerettet werden. An der Scheune entstand hingegen Totalschaden.

Ein Großbrand am Schlossberg prägte das Jahr 1982 für die Feuerwehr. Dort brannten am 10. November ein Wohnhaus und zwei angrenzende Dachstühle. Durch den schnellen Einsatz der Feuerwehren aus Höfingen und Leonberg konnte verhindert werden, dass einer der 22 Bewohner verletzt wurde. Nicht gerettet werden konnten allerdings die Gebäude, die den Flammen zum Opfer fielen.

1983 betätigte sich die Abteilung Höfingen auf einem Gebiet, das für die Feuerwehr bis dahin eher untypisch war. Man bewies bei Werbeaufnahmen für den größten deutschen Hersteller von Elektrowerkzeugen, dass man auch bei diesem „Einsatz“ eine gute Figur abgeben konnte. Dem Chronist ist allerdings nicht bekannt, ob sich die Verkaufszahlen von Elektrowerkzeugen durch dieses Werbeplakat nachhaltig steigern ließen.

Am 15. Februar 1985 brannten in Folge einer Brandstiftung 40 Holzcontainer auf dem Lagerplatz der Spedition Kahlert beim Eintreffen der Feuerwehr lichterloh. Ein Löschen des Feuers war erst möglich, nachdem eine Schlauchleitung zur Wasserversorgung von der Ditzinger Straße aus verlegt worden war. Glücklicherweise konnten das angrenzende Fabrikgebäude und eine Firmentankstelle von der Feuerwehr vor einem Übergreifen der Flammen geschützt werden.

Die Feuerwehr Leonberg, die 1986 ihr 125 jähriges Bestehen feierte, wurde im Juni bei der Ausrichtung des 14. Kreisfeuerwehrtages unterstützt. Höhepunkt der Festlichkeiten war ein Umzug, bei dem viele Feuerwehren, lokale Gruppen, Vereine sowie Schulklassen mitwirkten.

Am 20. Juli 1986 musste die Abteilung Höfingen zu einem Großbrand ausrücken. Im Rathausgässle brannte ein leerstehendes denkmalgeschütztes Haus in voller Ausdehnung. Dem Feuer fielen volkskundliche Fresken zum Opfer, die sich auf der Holzdecke und dem Wandgips im Obergeschoß befanden. Beim Eintreffen der Feuerwehr lag das Hauptaugenmerk darauf, ein angrenzendes Gebäude vor einem Übergreifen der Flammen zu schützen. Während den Löscharbeiten bestand akute Einsturzgefahr, so dass ein Betreten des Gebäudes nicht mehr möglich war.

In der Nacht zum 9. Mai 1987 musste die Feuerwehr Höfingen erneut einen Großbrand bekämpfen. In der Ditzinger Straße brannte ein landwirtschaftliches Anwesen. Beim Eintreffen der Feuerwehr standen sowohl das Wohnhaus als auch die Scheune im Vollbrand. Obwohl die Feuerwehren Höfingen und Leonberg mit 12 Fahrzeugen und 60 Mann vor Ort waren, verloren zwei Familien ihr Obdach und es entstand ein Sachschaden von ca. 150.000 Euro.

Im Sommer des Jahres 1987 veranstaltete das Heimatmuseum Höfingen eine Ausstellung über die Feuerwehr und das Löschwesen. Im Rahmen dieser Ausstellung wirkte die Abteilung bei zahlreichen Schauübungen mit. Neben Vorführungen, bei denen modernes Lösch- und Rettungsgerät zum Einsatz kam, weckte vor allem eine historische Übung das Interesse der Höfinger Bevölkerung.

Am 27. Oktober 1989 wurde mit dem Brand der Sternwarte ein Wahrzeichen Höfingens ein Raub der Flammen. Eine dunkle Rauchsäule, die bis Rutesheim sichtbar war, wies der Feuerwehr den Weg zur Einsatzstelle. Der materielle Schaden belief sich auf circa 50.000 Euro. Jedoch maß der ideelle Schaden deutlich höher. Es war dem unermüdlichen Einsatz des Arbeitskreises Sternwarte zu verdanken, dass bereits kurze Zeit später erneut an gleicher Stelle eine Sternwarte entstand, die es der Höfinger Bevölkerung wieder ermöglichte, die Sternenwelt zu erkunden.

Im wahrsten Sinne des Wortes stürmisch verlief für die Feuerwehr Höfingen das Jahr 1990. Frühjahrsstürme hielten die Helfer der Feuerwehr in den Monaten Januar bis März in Atem. Insgesamt fuhr die Abteilung Höfingen in dieser Zeit ca. 20 sturmbedingte Einsätze. Dabei galt es im gesamten Stadtgebiet Leonberg, umgestürzte Bäume und herab gefallene Dachziegel zu beseitigen sowie lose Ziegel zu sichern. Es wird in Fachkreisen immer noch kontrovers diskutiert, ob diese Stürme, die die Namen Vivian und Wiebke trugen und im gesamten Land immense Schäden verursachten, Vorboten einer globalen Klimaveränderung waren.

1994 wurde in der Feuerwache Leonberg eine neue Atemschutzübungsstrecke in Betrieb genommen. Jeder Atemschutzgeräteträger muss hier einmal jährlich seine Tauglichkeit unter Beweis stellen.

Dies geschieht, indem er eine körperliche Belastungsprobe absolviert. Unter Atemschutz (Schutzmaske und Atemluftflaschen) und kompletter Schutzausrüstung muss eine gewisse Zeit auf einem Ergometer absolviert, eine bestimmte Höhe auf einer Endlosleiter erklommen und eine Hindernisstrecke durchkrochen werden. Diese Hindernisstrecke soll verschiedene Einsatzszenarien realitätsnah nachstellen und kann bei Bedarf vollständig vernebelt und stark erhitzt werden. Weiter wird jeder Atemschutzgeräteträger jedes dritte Jahr von einem Facharzt medizinisch untersucht.

Am 31. Juli 1994 wurde die Feuerwehr Höfingen zu einem Einsatz gerufen, den sie bis dahin noch nicht zu bewältigen hatte. Auf der Bahnstrecke zwischen Leonberg und Höfingen fuhr um 3:00 Uhr in der Nacht ein Güterzug auf einen auf den Gleisen stehenden Arbeitszug auf. Dabei entgleisten mehrere Waggons und zwei je 60 Tonnen wiegende Diesellokomotiven. Der Gleiskörper war über mehrere Meter zerstört und die Oberleitung samt Strommasten abgerissen. Eine der verunfallten Lokomotiven verlor Dieselkraftstoff, der von der Feuerwehr aufgefangen und entsorgt wurde. Der Sachschaden für die Bundesbahn belief sich auf 1 Million Euro. Da die Gefahr bestand, dass eine der Diesellokomotiven die Böschung zum Freibad hinab rutschen konnte, blieb das Freibad an diesem Sonntag vorsorglich geschlossen. Und dies gerade an einem Sonntag mit herrlichem Sommerwetter.

Ein besonderes Jahr für die Feuerwehr Höfingen war das Jahr 1995. Siegfried Brenner wechselte, nachdem er der Höfinger Feuerwehr 21 Jahre als Kommandant vorstand, in die Altersfeuerwehr. Zum Nachfolger wurde Reiner Koch gewählt. Neben diesem Wechsel an der Spitze der Wehr sorgte eine bis dahin nicht vorgekommene Brandserie für viel Wirbel und Arbeit. Die Feuerwehr musste zu insgesamt 25 Brandeinsätzen ausrücken. Diese für Höfingen hohe Anzahl von Bränden sorgte für eine Verunsicherung in der Bevölkerung, über die auch in der lokalen Presse ausführlich berichtet wurde. Da hinter dieser Brandserie ein Brandstifter vermutet wurde, gerieten selbst die Angehörigen der Feuerwehr in das Visier der polizeilichen Ermittlungen. Für die Feuerwehrangehörigen war es ungewohnt, auf einmal vom Helfer zum Verdächtigen zu werden. Allerdings verschaffte ein Vergleich der freiwillig abgegebenen Fingerabdrücke sämtlicher Feuerwehrleute mit den an einem Brandort gefundenen Fingerabdrücken schnell Klarheit darüber, dass die Feuerwehrleute als mögliche Täter ausschieden. An dieser Stelle soll auf 3 Einsätze aus dieser Brandserie eingegangen werden.

Am 10. Juni brannte in der Pforzheimer Straße aufgrund eines technischen Defektes eine Dachgeschoßwohnung. Das Kuriose an diesem Einsatz war, dass sich zur genau der selben Zeit die Feuerwehr auf eine Schauübung im Rahmen des Hydrantenfestes gegenüber der Einsatzstelle vorbereitete. Nach Alarmeingang war so eine sehr schnelle Hilfeleistung möglich, durch die der Schaden in Grenzen gehalten werden konnte. Erstaunt waren nur die Besucher, die sich für die Schauübung bereits eingefunden hatten, als die Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr an Ihnen und dem vorgesehenen Übungsobjekt vorbei fuhren.

Kurz darauf wurde die Feuerwehr zu einem Dachstuhlbrand in die Tilgshausenstraße gerufen. Das leer stehende Haus brannte im Februar desselben Jahres schon einmal. So lag die Vermutung nahe, dass es sich um Brandstiftung handelte. Diese Vermutung wurde wenig später durch das Auffinden von mehreren Brandsätzen bestätigt. Obwohl die Feuerwehr rasch vor Ort war, konnte das Gebäude nicht gerettet werden.

Am 21. November 1995 musste die Feuerwehr Höfingen zur Überlandhilfe nach Leonberg ausrücken, wo ein Aussiedlerhof Richtung Silberberg durch ein Feuer vollständig zerstört wurde. Dies konnte auch von dem Großaufgebot an Feuerwehrkräften nicht verhindert werden.

1997 trat mit Stephanie Rudorfer die erste Feuerwehrfrau in die Abteilung Höfingen ein. Dadurch war eine der letzten Männerbastionen gefallen. Trotz kontroverser Diskussionen über das Thema Frauen bei der Feuerwehr sind zwei Aspekte unstrittig. In Zeiten in denen es zunehmend schwieriger wird Bürger zu finden, die bereit sind ihre Freizeit für eine ehrenamtliche Tätigkeit zu opfern, kann und darf auf Frauen nicht verzichtet werden. Zum anderen sieht sich die Feuerwehr als einen Querschnitt der modernen Gesellschaft, in der auch Frauen alle Wegen offen stehen sollten. Im Jahr 2003 wurde der Frauenanteil der Freiwilligen Feuerwehr Höfingen durch den Eintritt von Mareike Werz verdoppelt.

Im Oktober 1997 führte die Feuerwehr Höfingen zusammen mit dem DRK Höfingen und freiwilligen Bürgern eine „Gemarkungsputzete“ durch, bei der etliche Tonnen an Müll gesammelt und anschließend der Entsorgung zugeführt wurden. Der Unrat reichte von illegal entsorgten Müllsäcken über Autoreifen bis hin zu einem Zigarettenautomaten, der aus der Glems geborgen wurde. Diese Aufräumaktion der besonderen Art verursachte bei den Beteiligten ungläubiges Kopfschütteln darüber, welche Menge Müll unsere Umwelt verschmutzt und verunstaltet.

Ebenfalls im Oktober 1997 brannte im Fokkental zwischen Leonberg und Höfingen ein Wochenendhaus bis auf die Grundmauern nieder. Das Feuer hatte durch drei im Haus gelagerte Gasflaschen, die über Sicherheitsventile ihren Inhalt abließen, reichlich Nahrung gefunden.

Zusätzliche Schwierigkeiten für die Feuerwehr erwuchsen durch die Anfahrt der Feuerwehrfahrzeuge durch den „Gebersheimer Durchlass“ unter dem Bahndamm und die schwierige Wasserversorgung aus der entfernten Glems.

Ab Anfang 1998 wurde die Abteilung Höfingen in drei Übungsgruppen aufgeteilt. Übte man in der Vergangenheit stets in der Gesamtheit, so trafen sich ab diesem Zeitpunkt meistens nur zwei Gruppen am selben Übungsabend. Diese Neuerung im Übungsablauf wurde eingeführt um den Umgang mit der feuerwehrtechnischen Ausstattung intensiver üben zu können. Weiter war es nun auch möglich Einsatzszenarien nachzustellen, zu deren erfolgreichen Bewältigung nicht alle Mitglieder der Abteilung Höfingen benötigt werden. Ein weiterer Schritt die Effektivität und Effizienz der Höfinger Wehr zu steigern.

Ein Feuer hielt die Höfinger Wehr am 3. März 1998 in Atem. Im Höfinger Tal brannte eine Scheune bei der Tilgshausenmühle. Obwohl die Scheune beim Eintreffen der Feuerwehr bereits vollständig in Flammen stand, konnte das direkt angrenzende Wohnhaus durch den Einsatz einer Wasserwand vor einem Übergreifen der Flammen geschützt werden. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass ein Feuerwehrkamerad in dieser Nacht beim Aufbau einer Wasserleitung einen sich im Garten befindlichen Zierteich übersah und kopfüber in den Fluten untertauchte. Anfang März kann soviel persönlicher Einsatz nur als vorbildhaft bezeichnet werden.

Im März stellte die Feuerwehr ihr technisches Gerät und ihre Manpower bei der Erbauung eines Steinhügels für den katholischen Kindergarten zur Verfügung. Dabei wurden zahlreiche tonnenschwere Felsbrocken in der gewünschten Position aufgeschichtet und ausgerichtet. Diese Steinhöhle dient den Kindergruppen des katholischen Kindergartens auch heute noch als schöne Spielstätte.

Ende 1998 wurde die Gesamtfeuerwehr Leonberg mit neuen und modernen Einsatzjacken ausgerüstet, die in Feuerwehrkreisen kurz den Namen „Jäger 90“ tragen. Diese Jacken bieten besten Wetterschutz durch die Verwendung von wasserabweisenden und atmungsaktiven Materialien. Ihre orange Farbe bietet den Einsatzkräften Schutz und sorgt für Aufmerksamkeit bei Verkehrsteilnehmern, die eine Einsatzstelle passieren. Das Innenleben dieser Einsatzjacken besteht aus einem feuerfesten Material, das den Träger vor Verbrennungen am Körper schützen soll. Da der Anschaffungspreis einer Jacke 290 Euro betrug, bedeutete dies eine hohe Ausgabe für die Stadt Leonberg. Allerdings eine Investition, die dem Schutz und der Gesundheit der Einsatzkräfte dient und somit absolut notwendig war.

Ein weiteres Jahr mit vielen Einsätzen für die Feuerwehr Höfingen war das Jahr 1999. Am 13. April wurde sie zur Unterstützung der Abteilung Leonberg zu einem Brand nach Leonberg alarmiert.

Auf dem Gelände der Schellingschule brannte ein Holzanbau, der zwei Klassenzimmer, ein Schülercafé und ein Kartenraum beherbergte, bis auf die Grundmauern nieder.

Keine zwei Wochen später - am 24. April - wurde die Feuerwehr zu einem weiteren Großbrand gerufen. Zwischen Höfingen, Hirschlanden und Heimerdingen brannte die Scheune eines Aussiedlerhofes in voller Ausdehnung.

Dieser Einsatz zeigte, dass die Zusammenarbeit der Feuerwehren Ditzingen, Heimerdingen, Hirschlanden, Schöckingen, Leonberg und Höfingen harmonisch und problemlos verlief, obwohl die Feuerwehren der beiden Landkreise Böblingen und Ludwigsburg auf verschiedenen Funkkanälen operierten. Probleme bereitete der Feuerwehr lediglich die Anfahrt zur Einsatzstelle, da viele Schaulustige, die vom Feuer angezogen wurden, die Zufahrtswege versperrten. Insgesamt waren 140 Feuerwehrkräfte mit 25 Fahrzeugen zur Einsatzstelle geeilt. Durch einen massiven Wassereinsatz konnten das Wohnhaus und ein Geräteschuppen vor den Flammen gerettet werden. An der Scheune entstand Totalschaden.

Um die eingangs geschilderten gestiegenen Aufgaben zu genügen, wurde Ende 1999 bei der Gesamtfeuerwehr Leonberg der Gefahrgutzug eingerichtet, dessen Aufgabe darin besteht, bei allen Arten von Gefahrgutunfällen technische Hilfe zu leisten. Dieses Aufgabengebiet nahm und nimmt an Bedeutung immer stärker zu und bedarf einer weiteren Spezialisierung der Feuerwehr. Der Gefahrgutzug besteht seit seiner Gründung aus ca. 45 Mitgliedern, die aus allen Abteilungen der Gesamtfeuerwehr Leonberg stammen. Im Einsatzfall fahren die Angehörigen der Abteilungen Gebersheim, Höfingen und Warmbronn mit ihren Mannschaftstransportwagen nach Leonberg um die dort stationierten und für den Einsatz benötigten Spezialfahrzeuge zu besetzen. Die Zusammensetzung des Gefahrgutzuges zeigt einmal mehr, dass sich die Feuerwehr Leonberg als eine Einheit und nicht als vier eigenständige Feuerwehrabteilungen versteht.

Am 2. Weihnachtsfeiertag 1999 kam es dann für die Feuerwehr knüppeldick. Sturm Lothar fegte über das Land hinweg und zeigte welche zerstörerische Kraft die Natur entfesseln kann. Die Feuerwehrleute ließen das leckere Weihnachtsmenü links liegen und leisteten von 12:00 Uhr nachmittags bis 2:00 Uhr morgens Schwerstarbeit. Die Einsatzaufgaben reichten vom Bäume zersägen und entfernen, über Dächer mit Planen vor dem Regen zu schützen bis zum Sichern von losen Kaminen. Die Feuerwehr Höfingen fuhr an diesem 2. Weihnachtsfeiertag ca. 30 Einsätze im gesamten Stadtgebiet Leonberg.

Zu einer technischen Hilfeleistung in die Sankt-Michael-Straße wurde die Feuerwehr am 5. September 2000 gerufen. Bei Aushubarbeiten beschädigte ein Bagger eine Gasleitung aus der daraufhin Gas strömte. Da an der Einsatzstelle Explosionsgefahr bestand, musste sie weiträumig abgesperrt und umliegende Gebäude, insbesondere der nahe gelegene Kindergarten sowie die Schule evakuiert werden. Zur Minderung der Explosionsgefahr wurden sämtliche Abwasserkanäle von der Feuerwehr gespült. Entwarnung konnte erst gegeben werden, nachdem ein Mitarbeiter der Neckarwerke den Gashauptanschluss abdrehte. Durch das schnelle und umsichtige Handeln der Einsatzkräfte konnte so eine Katastrophe verhindert werden.

Im Jahr 2001 durfte sich die Feuerwehr über einige technische Neuanschaffungen freuen. Den Anfang machte eine moderne Abgasabsauganlage mit der die Feuerwache ausgestattet wurde. Im Alarmfall startet der erste eintreffende Maschinist den Fahrzeugmotor um somit den Bremsdruck beim ausrückenden Fahrzeug aufzubauen. Zur gleichen Zeit legen weitere Feuerwehrangehörige in unmittelbarer Nähe zum Fahrzeug ihre Feuerwehrschutzausrüstung an. Diese Absauganlage verhindert nun ein Einatmen der giftigen Motorenabgase.

Ende Januar 2001 durfte sich die Abteilung Höfingen über ein neues und lang ersehntes Löschfahrzeug (LF16-12) freuen. Auf Basis eines Mercedes Atego wurde von der Firma Schlingmann dieses moderne Fahrzeug gebaut und mit feuerwehrtechnischem Gerät ausgestattet.

Das Fahrzeug verfügt über Einrichtungen, die die Leistungsfähigkeit der Wehr erneut zu steigern half. Dazu zählt eine dreiteilige Schiebeleiter oder ein sich selbst aufblasender Sprungretter. Diese Gerätschaften ermöglichen auch die Rettung von Personen aus großer Höhe wenn die Drehleiter der Abteilung Leonberg aus Platzgründen nicht eingesetzt werden kann. Weitere Vorteile des neuen Fahrzeuges sind ein Wassertank, ein Hochdrucklüfter und die im Innenraum befindlichen Atemschutzgeräte. Sie können bereits während der Fahrt zur Einsatzstelle angelegt werden, was im Ernstfall wertvolle Zeit spart. An dieser Stelle sei erwähnt, dass das alte Löschfahrzeug bereits 31 Jahre Einsatzdienst auf dem Buckel hatte und den heutigen Anforderungen nicht mehr gerecht wurde. Bei der Auswahl des neuen Fahrzeuges wurde in Zeiten knapper öffentlicher Kassen sehr kostenbewusst vorgegangen und auf unnötiges Equipment verzichtet. Nach Übergabe des neuen Fahrzeuges wurde unser altes Löschfahrzeug an die Feuerwehr der kroatischen Partnerstadt Rovinj übergeben. Manch ein Feuerwehrkamerad blickte dem Fahrzeug wehmütig nach, als es zum letzten Mal vom Hof fuhr, hatte es die Einsatzkräfte doch die letzten 31 Jahre immer sicher zu und von den Einsätzen zurück gebracht.

Ebenfalls im Jahre 2001 wurden das neue Löschfahrzeug und das Tanklöschfahrzeug mit einer gelben Sicherheitsbeklebung ausgestattet, die nachts bei Lichteinfall reflektierend wirkt. Diese Beklebung erhöht die Auffälligkeit und die Wahrnehmbarkeit der Einsatzfahrzeuge während der Einsatzfahrt als auch an der Einsatzstelle merklich.

Am 26. April 2003 wurde die Feuerwehr Höfingen zur Unterstützung der Abteilung Leonberg in die Rutesheimer Straße nach Leonberg gerufen, wo ein Obdachlosenheim vollständig in Flammen stand. Bei diesem Brand wurden 3 Personen zum Teil schwer verletzt; für einen 50 jährigen Bewohner kam tragischerweise jede Hilfe zu spät. Er kam in den Flammen um.

Dieser Einsatz zeigte, welchen physischen aber auch psychischen Belastungen Feuerwehrangehörige im Einsatz ausgesetzt sein können. Sehr wichtig ist, dass nach solchen belastenden Erlebnissen seelsorgerische und psychologische Hilfe in Anspruch genommen werden kann. Auch in dieser Hinsicht lässt sich die Gesamtfeuerwehr Leonberg als vorbildlich einstufen.

Anfang Mai 2003 beteiligte sich die Feuerwehr Höfingen mit vollem Einsatz an der Säuberung des Höfinger Freibads. Mit vereinten Kräften wurde das Schwimmbecken auf Vordermann gebracht und von der Verschmutzung, die sich über den Winter ansammelte, befreit. Wie wichtig diese Unterstützung war, sollte der Rekordsommer 2003 schnell und lang anhaltend zeigen. Die Feuerwehr musste dreimal hitzebedingt ausrücken um extrem ausgetrocknete Wiesen und Felder zu löschen. Durch schnellen Einsatz konnte hier in jedem Fall größerer Schaden verhindert werden.

Dieser zeitliche Abriss der letzten 25 Jahre sollte zeigen, dass die Feuerwehr Höfingen in der Vergangenheit ihre von gesetzlicher Seite an sie übertragenen Aufgaben stets erfolgreich bewältigen konnte. Jedoch bildet dafür eine gute technische Ausstattung und durch Übungen und Lehrgänge erworbenes Fachwissen die Grundlage. Die gewählten Beispiele zeigen sicherlich auch, dass die möglichen Einsatzszenarien von einer Feuerwehr alleine oft nicht bewältigt werden können und eine gute Zusammenarbeit mit anderen Hilfsorganisationen unabdingbar ist. Sie verdeutlichen auch, dass die Unterstützung nicht nur eine Einbahnstraße darstellt. So unterstützt die Abteilung Leonberg die Abteilung Höfingen häufig mit Spezialfahrzeugen, genauso eilt aber auch die Abteilung Höfingen Leonberg oder anderen Feuerwehren zur Hilfe.

Weiter kann und soll die Feuerwehr nicht nur auf diese speziellen Aufgaben reduziert werden. Als eine in der Gemeinde integrierte Institution beteiligt sich die Feuerwehrabteilung an vielen gesellschaftlichen Anlässen und stellt somit einen integrativen Teil der Gesellschaft dar.

2004, im Jahre des 150 jährigen Jubiläums, darf sich die Feuerwehr Höfingen über einen neuen Mannschaftstransportwagen auf Basis eines Mercedes Sprinters freuen.

Das Vorgängermodell, liebevoll „s’Bussle“ genannt, wird nach 25 Jahren Einsatzdienst in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet.

Der Chronist hofft, dass die Feierlichkeiten anlässlich des 150 jährigen Bestehens ein voller Erfolg werden, die Höfinger Bürger und Gäste aus nah und fern sich gut amüsieren und die Möglichkeit nutzen, sich über „ihre“ Feuerwehr ausgiebig zu informieren. Das abwechslungsreiche Festprogramm wird jeden, egal ob jung oder jung geblieben, ansprechen und so bei gemütlichen Stunden in unserem Festzelt ein unvergessliches Ereignis werden.

Den Feuerwehrangehörigen sei gewünscht, dass sie auch zukünftig von Einsätzen und Übungen gesund und unverletzt zurückkehren und vor größeren Katastrophen und Unglücksfällen verschont bleiben.

März 2004

Chronist Jochen Giek