Freiwillige Feuerwehr Leonberg
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Gründungsprotokoll

Leonberg

Oberamts-Stadt
26. April 1861

Feuerwehr.

Auf mehrseitigen Wunsch der hiesigen Bürgerschaft haben die bürgerlichen Kollegien die Organisation einer Feuerwehr beschlossen, welche teils durch freiwillige, teils durch hiezu verpflichtete Bürger ins Leben gerufen wurde. Die Kosten der Organisation und Unterhaltung werden teils durch freiwillige Beiträge, teils durch die Stadtkasse bestritten.

Die Feuerwehr ist eingeteilt in

1. Zug Steiger, bestehend in 2 Abteilungen
1.    "   Retter, bestehend in 2 Abteilungen
1.    "   Spritzenmannschaft, bestehend in 4 Abteilungen
1.    "   Buttenträger, best. in 1 Abteilung
1.    "   Schutzmannschaft best. in 2 Abteilungen
1. Abteilung Fuhrleute.


Nach den vorgenommenen Wahlen wurden ernannt

zum Kommandanten:
Fr. Röcker, Gemeinderat
Orginalfassung

zum Adjudanten:
       Fr. Haueisen, Steinhauerwerkmeister
   "   Zugfüher der Steiger:
       Konr. Schach, Zimmermann


   "   1. Rottenmeister der Steiger
       Josef Theurer, Kaminfeger


   "   2. Rottenmeister
       L. Völlm, Steinhauer.



Die Geschichte der Feuerwehr Leonberg von ihrer Gründung bis 1918

Schon von Alters her entstand mit den Stadtgründungen auch die Sorge um den Schutz gegen Feuersgefahr. Anfangs beschränkte man sich darauf, für Wasser zu sorgen. Es gab laufende Brunnen und Löschwasserteiche. Eine organisierte Feuerwehr gab es noch nicht. Für jeden Einwohner war es selbstverständlich, beim Löschen eines Brandes mitzuhelfen. Das blieb bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts so. Zu jener Zeit begannen sich jedoch die Bürger zu freiwilligen Feuerwehren zusammenzuschließen.

Die Geschichte der Freiwillige Feuerwehr Leonberg beginnt eigentlich schon am 2. März 1859. Damals befaßte sich der Gemeinderat zum ersten mal mit der "Feuerwehr". Weil aber die sparsamen Stadtväter sich über die "Folgekosten" noch nicht im klaren gewesen sind, führten sie noch keinen Beschluß herbei, sondern begnügten sich mit der Bildung eines Rechtsausschusses, der die für die Gründung einer Feuerwehr notwendigen Statuten zu entwerfen hatte. Gemeinderat Friedrich Röcker wurde mit dem Entwurf dieser Statuten beauftragt, wozu ihm noch die Gemeinderäte Barth und Seible zur Seite gegeben wurden. Natürlich führte dies zu einer Verzögerung der Feuerwehrgründung:

Erst im Jahre 1861 kam es dann zur Gründung einer organisierten Feuerwehr. (Grundungsprotokoll im vorigen Abschnitt).

Die Feuerwehr hat sich eigentlich "selbst gegründet". Der Gemeinderat und der Bürgerausschuß haben nämlich damals auf Gesuch der (Gründungs-)Kommissionsmitglieder erst am 15. Mai 1861 einstimmig folgenden Beschluß gefaßt:

"... Der Feuerwehr zu Ihrer Bildung und Anschaffung der Geräthschaften neben den Beiträgen von der Amtscorporation (Landkreis) und der Mobiliarfeuerversicherungsgesellschaft auch aus der Stadtkasse einen Betrag von 450 Gulden aus den Mitteln der Satdtverwaltung zu verwilligen ..."

Tatsächlich "stand" die Feuerwehr zu jenem Zeitpunkt schon, wie dem Protokoll des Verwaltungsrates der Feuerwehr vom 26.04.1861 zu entnehmen ist.

Sie war eingeteilt in:

   -   einen Zug Steiger
   -   einen Zug Retter (bestehend aus zwei Abteilungen)
   -   eine Spritzenmannschaft (bestehend aus vier Abteilungen)
   -   ein Zug Buttenträger
   -   ein Zug Schutzmannschaft (best. aus zwei Abteilungen)
   -   eine Abteilung Fuhrleute

Auch eine ansehnliche Ausrüstung war schon vorhanden:

Die "Wieland'sche Spritze": Das "Hydrophor":
Wieland'sche Spritze Hydrophor
Die "Wieland'sche Spritze":
Kurz'sche Spritze



Bei der persönlichen Ausrüstung, besonders bei der Herstellung der notwendigen 72 Helme gab es jedoch Schwierigkeiten, weil die in Frage kommenden einheimischen Handwerksmeister (Flaschner) die Helme nicht zeitgerecht herstellen konnten. So musste ein Handwerksbetrieb aus Ludwigsburg die Helme liefern.

Schon für den 22. Juli 1862 wurde die Fahnenweihe festgesetzt. Die Fahne selbst wurde von einigen Feuerwehrfrauen gestiftet und hergestellt.
Zur Gestaltung der Fahne bestimmte der Verwaltungsrat am 28. April 1862:

"... die Größe festzustellen auf 21/2 Ellen Länge und 2 Ellen Breite. Das Zeug (Fahnentuch) soll von rothem Tuch werden, auf der einen Seite ein Feld von gelbem Tuch in ovaler Form in der Mitte, worauf ein schwarzer Löwe gestickt werden soll, oberhalb dem Felde ‚Leonberg' und unterhalb demselben 1862 soll ebendalls gestickt werden. Auf der anderen Seite sollen die Worte: ‚Gott zur Ehr, dem nächsten zur Wehr' angebracht werden, auch schwarz gestickt. Auf die Stange kommt eine Laterne mit roten und gelben Gläsern."

Damals bestanden im Oberamt (Landkreis) Leonberg nur wenige in sich geschlossene Feuerwehren; nämlich in den Städten Leonberg, Heimsheim und Weil der Stadt. Deshalb mußte die Feuerwehr Leonberg Löschhilfe auch in Ditzingen, Eltingen, Gebersheim, Gerlingen, Heimerdingen, Hemmingen, Hirschlanden, Höfingen, Korntal, Münchingen, Schöckingen und Weil im Dorf übernehmen. Dies erforderte einen hohen Personalbedarf. Deshalb wurde gleichzeitig bestimmt, daß zur Bedienung der nach auswärtsgehenden Feuer-(Lösch-)Spritze die Bürger bis zum 45. Lebensjahr "pflichtig" sein sollen. Die Männer der ersten Freiwilligen Feuerwehr Leonberg waren:

Kommandant:
Friedrich Röcker, Druckereibesitzer und Herausgeber des "Stadt- und Amtsboten", Gemeinderat und eifriger Vorkämpfer für die Einrichtung einer Feuerwehr

Adjutant:
Friedrich Haueisen, Steinhauer-Werkmeister

Zugführer der Steiger:
Konrad Schach, Zimmermann

1. Rottmeister der Steiger: Josef Teurer, Kaminfeger
2. Rottmeister der Steiger: Ludwig Völlm, Steinhauer

Zugführer der Retter:
Louis Josenhans, Buchbinder

1. Rottmeister der Retter: Friedrich Hettich, Schreiner
2. Rottmeister der Retter: Gottlob Hörnle, Bäcker

Zugführer der Spritzenmannschaft:
Vöhringer, Gemeinderat

1. Rottmeister der "Wieland´schen Spritze": Friedrich Lorenz, Bauer
2. Rottmeister der "Wieland´schen Spritze": Friedrich Ege
Rottmeister für den Hydrophor: Kohler, Uhrmacher
Rottmeister für die "Kurz´sche Spritze": Gottlob Schuster sen.
Rottmeister für die "Stoßspritze": Gottlieb Bendel

Zugführer der Buttenträger:
Gottlieb Beutelspacher, Rotgerber

Rottmeister der Buttenträger: Wagner, Küblermeister

Zugführer der Schutzmannschaft und Fuhrleute:
Christian Essig, Ökonom

1. Rottmeister der Schutzmannschaft: Mundinger, Stiftungspfleger
2. Rottmeister der Schutzmannschaft: Scheuing, Gemeinderat

Rottmeister der Fuhrleute:
Friedrich Mauthe

Kassier und Sekretär: Friedrich Wilhelm Schnaidt

Requisitenverwalter: Kempter, Kaufmann

Für die Verwaltung der Feuerwehr gab es einen Verwaltungsrat in dem 7 gewählte Mitglieder sowie der Stadtschultheiß vertreten waren.

Elementare Voraussetzung für die Brandbekämpfung ist das Vorhandensein von Wasserentnahmestellen. Als solche dienten zunächst die in der Stadt zur Wasserversorgung für Mensch und Vieh eingerichteten Brunnen. Die Versorgung der Spritzen mit Wasser geschah durch die Buttenträger. Die Butten wurden am Brunnen mittels Stielwasserschapfen gefüllt und von den Buttenträgern zur Spritze getragen: "Der Wasserbutten ist von Eisenblech gefertigt, um das Rinnen zu verhüten und eine Beaufsichtigung (Wartung) unnöhtig zu machen. Soweit derselbe zwischen den Trageriemen mit dem menschlichen Körper in Berührung kommt, ist ein Stück Büffelleder eingeschnallt, um Wärme und Kälte des Wassers vom Körper abzuhalten. Sein Gewicht ist 22 Pfund."
Daneben dienten noch die aus Hanfgewebe bestehenden Eimer als Lösch- bzw. Wassertransportgeräte.
Der Schlauch, der schon Anfang des 18. Jahrhunderts zum Löschen verwendet wurde, ermöglichte eine gezieltere Brandbekämpfung, als dies mit den unmittelbar an der Spritze angebrachten Wendestrahlrohren der Fall war. (Ein Feuer kann man nur löschen, wenn der Wasserstrahl nicht die Flamme, sondern den Brandherd trifft).
So verfügte die Leonberger Wehr 1874 über folgende Löschgeräte :
1 Saugspritze
2 Kastenspritzen
1 Buttenspritze
2 Handspritzen
1 Anstell-Leiter
1 Schieb-Leiter
12 versch. andere Leitern
12 Butten
4 Schapfen
1 Rettungsschlauch
180m Normal-Schläuche
6 Feuerhaken
300 Feuereimer

Bei dieser Ausrüstung blieb es im wesentlichen, bis im Jahre 1930 das erste motorisierte Löschfahrzeug beschafft wurde.

In den auf die Gründung folgenden Jahrzehnten wurde die Feuerwehr Leonberg in 58 Fällen zur Brandbekämpfung gerufen, davon 19 mal in Leonberg selbst. Der herausragende Ereignis war der Großbrand von 1895, über den noch besonders berichtet wird.
3 mal musste sie zu Waldbränden ausrücken; 36 mal wurde sie zur Nachbarschaftshilfe gerufen, dabei mußte sie bis nach Heimsheim, Heimerdingen, Münchingen, und Weil im Dorf ausrücken. Da die Strecke bis zum Einsatzort zu Fuß zurückgelegt werden mußte und nach löschen des Brandes auch noch der Heimweg zu bewältigen war, nimmt es nicht Wunder, daß der eine oder andere Feuerwehrmann "fußkrank" wurde uns aus diesem Grund aus der Feuerwehr entlassen werden mußte. Aus heutiger Sicht scheint die Zahl der Einsätze verhältnismäßig gering gewesen zu sein. Ein Vergleich mit den Brandeinsätzen der Feuerwehr Leonberg im Jahre 1985 ist jedoch, angesichts der Ausdehnung der Stadt und der Vermehrung der Bevölkerungszahl um etwa das zehnfache, kaum möglich, zumal es sich bei den Brandfällen zu jener Zeit - nach heutigen Maßstäben - wohl immer um Großbrände von Altstadtgebäuden oder landwirtschaftlichen Anwesen gehandelt hat.

Über den großen Brand in Leonberg entnehmen wir einer Schrift aus dem Jahre 1935, die zum 40. Jahrestag des Brandunglücks erschien, folgende Darstellung:

Bericht vom großen Stadtbrand 1895